Was kann jeder einzelne zum Frieden beitragen?

21.06.2013

Diese Frage stellte sich Heinz Öhmann anlässlich der Kranzniederlegung am Ehrenmal.

Wenn wir hier am Ehrenmal Aufstellung nehmen, und die Fahnen respektvoll gesenkt werden, gedenken wir unserer Opfer der beiden Weltkriege. Wir gedenken auch aller Menschen die durch Kriege und Terror in Deutschland, in Europa und in der ganzen Welt ums Leben gekommen sind und noch heute täglich sterben müssen. In Syrien, im Nahen Osten, ja aktuell sogar in der demokratisch verfassten Türkei.      

Als Beobachter des Zeitgeschehens fühlt man sich häufig machtlos. Wir stellen uns bei den   grauenvollen Bildern die Frage: Wird es jemals eine friedliche Welt geben? Wie lässt sich überhaupt Frieden herstellen und dauerhaft sichern?   Vielleicht werden Sie jetzt antworten: Das ist eine Herausforderung, eine Aufgabe für die internationale Friedenspolitik. Diese internationale Politik organisiert UN-Friedenseinsätze oder Polizeiausbildungen in den Ländern mit großem Konfliktpotential. Sie betont den universellen Charakter der Menschenrechte, die für jeden Erdenbürger welcher   gelten sollten, egal welcher Hautfarbe, welcher Nationalität, egal welchen Glaubens.      

Bei der Podiumsdiskussion des „International Day of UN-Peacekeepers" am 29. Mai in Münster wurde der UN-Friedenseinsatz in Liberia erörtert. Exemplarisch war für mich die Aussage eines Polizeikommissars der Bundespolizei. Max Fritschen, erfahren in vielen Auslandseinsätzen sagte: „Elementar ist es, das Andere des jeweiligen Landes zu verstehen und zu respektieren.“ Nur dann könne man die Menschen erreichen.  

Mich hat das an die Beweggründe erinnert, mit denen auf kommunaler Ebene in der jungen Bundesrepublik Deutschland   Städtepartner-schaften eingegangen worden sind. Und es hat mir aufgezeigt, dass jeder Einzelne von uns seinen Beitrag zum Frieden leisten kann. Gerade unser Land, Deutschland, hat hier eine besondere Rolle und Verantwortung. Grund dafür ist zum einen die topografische Lage in der Mitte des Kontinents Europa, zum Zweiten kommt uns eine besondere Verantwortung als Folge der schwierigen deutschen Geschichte zu.   

Der frühere nationalsozialistische deutsche Staat hat seine Nachbarländer überfallen und mit entsetzlichen Schrecken, mit Gräueltaten und Krieg überzogen. Das verpflichtet die Bundesrepublik Deutschland und ihre Bürgerinnen und Bürger in besonderem Maße für Frieden, Völkerverständigung aber auch für Erinnerungsarbeit im Sinne eines „Nie wieder!“ einzutreten.   Mit dem Wiederaufbau der Bundesrepublik war es den Bürgermeistern in Coesfeld wie auch den Menschen in Coesfeld ein besonderes Anliegen jeweils eine Städtepartnerschaft mit den Niederlanden und mit Frankreich einzugehen.   Coesfelds Ortsteil Lette pflegt seit 1968 freundschaftliche Beziehungen   mit Plerguer in der französischen Bretagne.  

Coesfeld selber unterhält ein Band nach De Bilt in den Niederlanden. Damals, 1979, war es den Gründungsmüttern und –vätern 1979 wichtig durch direkte Begegnung mit den früheren Kriegsgegnern oder im Fall Frankreichs gar „Erzfeinden“, Vorurteile abzubauen. Das kann nur gelingen, wenn man den anderen als Menschen auf Augenhöhe kennen lernt,   seine Kultur erfährt und Verständnis für andere Verhaltensweisen entwickelt.  

Damals war der Wunsch nach Aussöhnung und Verständnis sehr groß. Und dieser Wunsch ist erfüllt worden, denn in diesem G eist sind unsere Städtepartnerschaften mit Leben gefüllt worden. Am morgigen Samstag fährt ein Teil des Rates der Stadt Coesfeld mit 100 weiteren Bürgerinnen und Bürgern nach De Bilt, um das 900jährige Jubiläum unserer Partnerstadt mit zu begehen.   Wir erfahren indes auch, dass man wie an jeder guten Ehe oder Freundschaft auch hieran immer weiterarbeiten muss. Nur dann lassen sich auch künftig die Früchte ernten, die Offenheit, Vertrauen und Verständnis heißen.  

Wenn wir uns also die Frage stellen, was wir im zivilen Leben zur Friedenssicherung beitragen können, so ergeben sich durchaus viele Möglichkeiten. Das Engagement für unsere Städtepartnerschaften mit Plerguer und De Bilt sind Beispiele dafür.   Und wenn jeder im eigenen Umfeld den Nächsten respektiert, also die christliche Forderung der Nächstenliebe wahrhaft lebt, so ist viel gewonnen, so ist vielleicht schon alles gewonnen.  

Ein friedliches Miteinander ist unsere Aufgabe auch in der Stadt-Gesellschaft. In den Vereinen und Institutionen wie Kindergärten, Schulen dürfen Integration und Wertschätzung keine bloßen Worthülsen sein, sondern müssen gelebt werden.   Das gilt auch für die Gemeinschaft der Bürger- und Junggesellenschützen.   Ich finde hier lässt sich besonders gut beschreiben, dass wer sich kennt und offen begegnet, auch Wertschätzung und Respekt für den anderen aufbringt, so anders er auch auf den ersten Blick sein mag.  

Die Kameradschaft, die wir pflegen, die Partnerschaft mit anderen Schützenvereinen weist nach vorn. Den Schützenbrüdern liegt an Ihrer Heimat und der Zukunft Ihrer Stadt, unserer Stadt.   Sie gestalten, jeder an seinem Platz, als Vater, als gläubiger Christ, als Arbeitnehmer, als Mitglied im Sportverein, in der Nachbarschaft, in der Politik oder für karitative Zwecke das Leben in Coesfeld positiv mit. Sie übernehmen in vielfältiger und sehr unterschiedlicher Form Verantwortung, Verantwortung nicht nur für sich selbst sondern für andere, für den Anderen, der auch gerade anders sein kann. So tragen Sie zu einer liebenswerten Gemeinschaft bei, in der das Miteinander großgeschrieben wird, in der friedliche Grundwerte gelebt und tradiert werden.  

Wenn man so Glaube, Sitte, Heimat in unsere Zeit übersetzt, dann kommt dies genauso der Gemeinschaft zugute wie vor vielen hundert Jahren, als der Verein gegründet wurde.   Es ist auch und gerade im Sinne der verstorbenen Schützenbrüder, derer wir hier und heute gedenken. Sie haben das Leben und die Heimat genauso geliebt wie wir. Sie können ihnen als Kameraden keine größere Ehre erweisen, als selber dem Leben hier in Coesfeld zum Gelingen zu verhelfen.