18.03.2013
Rede zum Stadtempfang der Stadt Coesfeld mit Vorstellung der geplanten Projekte
Kommunen stehen im
Wettbewerb mit anderen Kommunen. Der Wettbewerb der Mittelzentren wie Coesfeld,
Ahaus, Borken oder Dülmen hat in den letzten Jahren deutlich an Fahrt gewonnen.
Nachdem die Grundzentren vielfach im Wettbewerb nicht mehr mithalten konnten
müssen sich nun Städte wie Coesfeld in allen Facetten auch zum Teil gegen die
Kraft der Oberzentren wie Münster behaupten; behaupten als Arbeitsplatzzentrum,
als Wohnstandort, als Einkaufsstadt, als
Bildungsstadt, als Kulturstandort, als Ort für Erholung, Sport und Freizeit.
Wer in diesem Wettbewerb stehenbleibt, wer Veränderungen unterlässt, wer sich neuen Trends nicht öffnet, der fällt zurück. Nur wenn wer weiß wo er im Wettbewerb hin will, kann auch richtig steuern, die notwendigen aber knappen Mittel zielgenau einsetzen. Deshalb stellen wir uns in Coesfeld in diesem Jahr 2013 intensiv der Fragen: Wie soll Coesfelds Zentrum 2025 aussehen? Welche Veränderungen sind dafür notwendig und sinnvoll? Welche konkreten Maßnahmen wollen wir ergreifen?
Deshalb haben wir
uns an die Erstellung eines „integrierten Handlungs- und Maßnahmenkonzeptes
Innenstadt“ begeben. Ein komplizierter Begriff, aber er sagt genau, um was es
geht.„Integriert“ heißt: wir wollen alle Akteure
an einen Tisch holen. Eigentümer, Händler, Gastronomen, Seniorinnen und
Senioren, Jugendliche, Menschen, die in der Stadt wohnen und arbeiten.
Es geht also darum, gemeinsam einen
Zukunftsplan zu entwickeln und das nicht nur für ein bestimmtes Thema wie
Verkehr oder Einzelhandel, sondern integriert über alle Themenbereiche hinweg,
die die Innenstadt betreffen.
„Handlungskonzept“ heißt, dass wir nichts für
die Schublade machen wollen, sondern ein Konzept, nach dem die Stadt in den
kommenden gut zehn Jahren tatsächlich handeln und sich entwickeln soll.
Und „Maßnahmen“ bedeutet, dass am Ende ganz
konkrete Projekte, konkrete Maßnahmen herauskommen müssen. Dazu gehören dann soweit
wie möglich auch eine Kostenermittlung und eine Prioritätenliste. Etwas anderes steckt auch noch hinter dem
Instrument.
Das Konzept ist die notwendige Eintrittskarte für eine finanzielle
Förderung des Landes, des Bundes oder auch der EU. Der NRW-Fördergeber will
sichergestellt wissen, dass das Geld da eingesetzt wird, wo alle zur
Entwicklung eines gemeinsamen Ziels mit anpacken. Deshalb fordert das Land als
Voraussetzung dieses integrierte Konzept.
Wenn wir im Rahmen des
Strukturförderprogrammes REGIONALE 2016 Geld für die Innenstadt haben wollen, brauchen
wir also die Verständigung über die Ziele im Rahmen des Konzeptes. Die Auftaktveranstaltung am 8. Januar hat gezeigt:
Das Interesse ist groß. Sie, die Bürgerinnen und Bürger, haben bereits
Schwerpunkte gesetzt: Die Berkel öffnen und erlebbar machen sowie die Innenstadt-Wohnquartiere
aufwerten. Für diese beiden Handlungsfelder haben am 8. Januar hier in der Bürgerhalle
die meisten der über 200 Teilnehmer votiert.
Weitere Themen sind:
·
Den
modernisierten Bahnhof Coesfeld zur Mobilitätszentrale entwickeln,
·
attraktive
Freiraumangebote, Aufenthaltsbereiche für alle Generationen in der Innenstadt
schaffen
· und
die Fußgänger- und Radverkehrswege weiter aufwerten.
Zwei
Fragen werden mir auch im Zusammenhang mit dem Konzept sehr häufig gestellt.
1.
Wieso wollt Ihr Geld ausgeben, wenn Coesfeld als Einkaufsstadt doch gut da
steht? Meine Antwort: Im Moment ist das so. Coesfeld hat eine hohe
Einkaufszentralität und große Attraktivität.
Wir alle sehen aber den Trend, immer mehr
Waren im Internet zu bestellen. Das wird zum Abwandern ganzer Sortimentsbereiche
führen, das Spielwarensortiment war jüngst bereits ein Beispiel dafür.
Wir müssen uns fragen, welche Angebote,
welche Attraktivitäten können wir schaffen, damit das Kaufen in der Innenstadt interessanter
ist als Internet-Shopping. Hier sind Händler, Eigentümer, Stadt und vielleicht
auch andere Akteure gleichermaßen gefragt.
Wir alle wissen: Wer sich auf Lorbeeren
ausruht, der fällt schnell zurück. Und wir stehen dauerhaft im Wettbewerb als Einkaufs-Standort.
Und wir wollen diesen Wettbewerb gewinnen.
2. Wie
will die Stadt denn notwendige Maßnahmen umsetzen? Sie hat doch eh kaum Geld?
Nun, genau deswegen ist eine
Prioritätensetzung bei breiter Akzeptanz in der Bürgerschaft so wichtig.
Außerdem geht es gar nicht in erster Linie um städtische, sondern ganz stark auch
um private Investitionen und um ergänzende Fördermittel. Die Stadt hat aber
eine ganz wichtige Aufgabe, nämlich die der Initialzündung und der
Rahmensetzung. Wenn der Grundstückseigentümer weiß in welche Richtung die
Entwicklung geht, wenn der Investor die Rahmenbedingungen für die Entwicklung
kennt und wenn der Hauseigentümer weiß auf dem Nachbargrundstück entwickelt
sich Neues, dann steigt die Kreativität zu etwas Neuem und die Bereitschaft zum
Investieren auf eigenem Grund.
So sichert z.B. ein attraktives Wohnumfeld
die Werthaltigkeit der Immobilien in der Innenstadt. Und das ist Voraussetzung,
dass mit vernünftigen Mieten auch wieder investiert werden kann. Wie soll denn
die energetische Anpassung des Gebäudebestandes – ein wichtiges Teilziel beim
Klimaschutz – erreicht werden, wenn Eigentümer nicht langfristig ihr Geld
richtig investiert wissen oder die Investition sich nicht amortisiert? Bedeutsam ist es, aus den vielen Wünschen und
Ideen die Maßnahmen herauszufinden, die für die Zukunft der Stadt am
wichtigsten sind. Breit abgestimmte Maßnahmen zu finden, bei deren Umsetzung
dann möglichst viele Akteure, private und öffentliche mitmachen.
Deshalb möchte ich Sie einladen, sich in den
weiteren Prozess einzubringen.
Nach den Osterferien finden der
Jugendworkshop (12. April) und der Bürgerworkshop (13.4.) statt. Ende April
wird die dreitägige Ideenwerkstatt „Innenstadtberkel“
angeboten.
Auf dem Laufenden halten können Sie sich über
unsere Internetseite und die Medien vor Ort. In Kürze informiert ein Newsletter
jeden Haushalt in unserer Stadt über die bisherigen Themenschwerpunkte und die
weiteren Veranstaltungstermine.
Auch im Rat der Stadt fragen wir uns, wie unsere
schöne Stadt Coesfeld 2025 aussehen soll, wo sich diese Stadt hin entwickeln
soll. Dabei verfolgen wir aber einen globaleren Ansatz. Wir betrachten das
gesamte Stadtgebiet, nicht nur die Kernstadt. Wir erarbeiten zurzeit mit allen Fraktionen ein
Strategiepapier. Die Herausforderung liegt darin, Leitlinien für eine klare
Zukunftsausrichtung zu finden, auf die sich alle politischen Farben im Stadtrat
möglichst einigen können.
Die Schwerpunktsetzungen konkretisiert später
der Rat durch Maßnahmen und Projekte in den künftigen Jahren.
Die bestimmenden Rahmenbedingungen sind dabei
die Finanzen und die demographische Entwicklung. Inhaltlich verständigen wollen
wir uns auf Ziele für die Handlungsfelder Wirtschaftsentwicklung, Bildungsstandort,
Kulturstandort, Familien- und Sozialpolitik, Stadtentwicklung und Umwelt.
Ich bin sehr dafür,
wenn wir uns jenseits der Parteipolitik auf Ziele oder auf Zielfelder
verständigen. Dass dann über die Maßnahmen gestritten wird, ist gut und zeigt,
dass die strategische Planung keineswegs die politische Auseinandersetzung
einschränkt. Im Gegenteil. Ich
bin überzeugt, sie hilft zielgerichteter, also produktiver zu streiten. Das
macht die Ratsarbeit nicht nur strategisch bedeutsam, sondern für die Bürgerinnen
und Bürger also für Sie interessant, nachvollziehbar und wirkungsvoll.
Ich möchte aber
nicht nur auf die wichtige und strategische Arbeit des Rates für die
Ausrichtung unserer Stadt im nächsten Jahrzehnt eingehen, sondern auch aktuelle
Entwicklungen kurz beleuchten, die unsere Ausgangsbasis im Wettbewerb der
Städte festigten.
Dabei haben wir in diesem Jahr bereits drei
Hürden genommen:
1.
Der
modernisierte Barriere freie Bahnhof Coesfeld ist am 18. Januar eingeweiht
worden.
Als weitere Maßnahme schließt sich in diesem Jahr der Bau von
Fahrradabstellanlagen und Pendlerparkplätzen an. Zudem gilt es ein Nutzungs-
und damit auch ein Investitionskonzept für das Bahnhofsgebäude zu finden. Das
könnte ein weiterer wichtiger Baustein für den Bahnhofsbereich als Mobilitätzentrum
und damit ein wirklicher Gewinn für unsere Stadt darstellen.
2.
Die
Eltern haben mit ihrem Anmeldeverhalten den Coesfelder weiterführenden Schulen
ein gutes Zeugnis ausgestellt. Und sie haben deutlich für den Ganztag, für die
gebundene Ganztagsschule votiert. Eltern können für ihre Kinder im Bereich der
Realschule und des Gymnasiums zwischen Halbtag und Ganztag frei wählen. Ich
denke, für das Hauptschulangebot ist das auch überlegenswert.
Nun ist es die Aufgabe von Politik und Verwaltung, die bewährte Coesfelder Schullandschaft
auf dieser Basis bedarfsgerecht und verantwortungsbewusst weiterzuentwickeln.
Das Schulangebot im Sek. I- und Sek
II-Bereich soll für Schülerinnen aus der gesamten Coesfelder Region qualitätsvoll, differenziert und attraktiv
sein. Auch hier stehen wir im Wettbewerb. Ich meine Coesfeld soll auch in
Zukunft der Bildungsstandort in der Region und für die Region sein
3. Die Stadt Coesfeld erfüllt
den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für unter Dreijährige. Das heißt wir haben zusammen
mit dem Jugendhilfe-Ausschuss sowie mit allen Kita-Trägern gut geplant, rechtzeitig
beantragt und zügig gebaut. Dank der hervorragenden Arbeit aller Beteiligten ist
es trotz Kalkulationsproblemen gelungen, den Bedarf der Eltern ziemlich genau
abzudecken.
Nun gilt es die weitere Entwicklung ebenso gut zu bewältigen. Schließlich kann
keiner genau den Bedarf vorhersagen, nicht nur weil das Wahlverhalten begrenzt
ermittelt werden kann, sondern ganz einfach, weil die Kinder vielfach noch gar
nicht geboren sind und damit auch die Eltern noch keine gesicherten Aussagen
machen können.
Weitere Herausforderungen finden wir in
diesem Jahr 2013 noch vor? Nur drei
seien genannt:
-
Die
Ansiedlung weiterer Unternehmen im IndustriePark Nord.Westfalen zur Stärkung
des Wirtschaftsstandortes
-
Der
Umbau unserer Straßenbeleuchtung auf LED mit dem Ziel der Energie- und
Kostenreduktion
-
Die
Erschließung der Wohnbauflächen an der Marienburg und auf dem Hengtesportplatz
zur Kräftigung Coesfelds als Wohnstandort.
Liebe Gäste,
ich bin überzeugt, dass Coesfeld gute
Zukunftsaussichten hat, wenn es so viele Menschen gibt, die sich für unsere
Stadt stark machen, wenn es gesundes Unternehmen gibt .
Ich danke Ihnen allen herzlich für das viele Gute, das Sie unserer Stadtgesellschaft schenken.
Webdesign (2015) Susanne Keull